Vegan oder nicht vegan, das ist hier die Frage – Teil 2: Wolle
In unserem letzten Blog-Beitrag „Vegan oder nicht vegan, das ist hier die Frage – Teil 1: Seide“ haben wir euch am Beispiel der wunderschönen, sogenannten Peace-Silk erklärt, was uns zu der Entscheidung bewogen hat nicht mehr ausschließlich vegan zu produzieren.
Da wir neben Baumwolle und Seide seit diesem Herbst zum ersten Mal auch Schafswolle verwenden, wollen wir die Gründe für diese Entscheidung nun natürlich ebenfalls mit euch teilen.
Davon gibt es nämlich ziemlich viele, wir wollen uns hier aber mal auf die wichtigsten beschränken:
Angefangen hat alles mit der Suche nach Materialien aus denen wir euch kuschelig, warme Begleiter für die kalte Jahreszeit zaubern können – gar kein einfaches Unterfangen, da wir uns auf Webstoffe spezialisiert haben und die weiche Struktur von gestrickten Materialien somit schon einmal flach fällt.
Tierische Materialien aus industrieller Produktion kamen für uns zudem absolut nicht in Frage – ist es doch unser größtes Anliegen sicher zu stellen, dass weder Mensch noch Tier unter der Herstellung unserer Produkte leiden.
Was also tun? Zum Glück hat es nicht lange gedauert und unsere Stoffexpertin Caro hat sich an ihren letzten Besuch bei Weber Kanti erinnert. Seit über 3 Jahren verbindet uns eine sehr bereichernde Zusammenarbeit mit dem in Sarli – ein kleiner Ort im indischen Bundesstaat Gujarat – lebenden Webkunsthandwerker.
Bisher hat Kanti ausschließlich Baumwollstoffe (zum Beispiel diesen wunderbar weichen Stoff für das Hemd Harish) für uns gewebt. Schon oft aber hat er versucht uns auch seine Wolle schmackhaft zu machen.
Seine Wolle – das heißt Wolle, die er in direkter Nachbarschaft bei den Rabari einkauft.
Die Rabari (übersetzt bedeutet ihr Name so viel wie „Die auf dem Pfad wandern“) sind ein Nomadenvolk, welches hauptsächlich im Nordwest-Indischen Bundesstaat Gujarat lebt und den Großteil des Jahres mit Schafen und Kamelen auf Wanderschaft ist.
Seine mehr als zwei Millionen Mitglieder sind hinduistischen Glaubens und teilen sich in die drei Gruppen der Dhabaria, Vagadia und Kachhi auf.
Berühmt sind sie für ihre reiche Kultur, die besondere Architektur ihrer temporären Hütten und ihre ganz besondere Stickkunst, die traditionell von Frauen ausgeübt wird, während die Männer mit ihren Herden ziehen.
Zutiefst beeindruckt von dem natürlichen Umgang mit ihren Tieren – die Rabari leben ausschließlich vegetarisch – waren wir schnell überzeugt und gespannt herauszufinden was Kanti aus dieser „schafsfreundlichen“ Wolle zaubern würde.
Die ersten Probestücke haben uns absolut überzeugt. Sehr dünn aber umso enger gewebt fühlt sich die Wolle ganz leicht, wunderbar weich und absolut nicht kratzig auf der Haut an. Durch die Thermoregulations-Eigenschaft von Wolle – Wollstoffe bestehen bis zu 85% aus Luft und eignen sich deshalb hervorragend als Wärmeisolator – wird einem auch garantiert nicht kalt.
Wasserdicht ist Wolle zwar nicht, kann aber bis zu 33% ihres Trockengewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen und leitet diese zudem sehr viel schneller ab als zum Beispiel Baumwolle. Selbst euren Schweiß kann Wolle chemisch binden und währenddessen neutralisieren. Und sollte es doch einmal ganz arg gekommen sein, so hat Wolle eine Selbstreinigungsfunktion, durch welche einmal aufgenommene Gerüche wieder an die Luft abgegeben werden.
Damit nicht genug: auch anderen Schmutz nimmt Wolle sehr schlecht an und ihre elastische Faser lässt sich nur sehr schwer knittern.
Ihr seht also: Wir sind hin und weg und wollen unsere neuen Stücke aus Kanti‘s Wollstoffen gar nicht mehr ausziehen – selbst unsere lieben Ladies aus der Nähwerkstatt in Chittapur haben sich in Vorbereitung auf den nahenden indischen „Winter“ schon selbst ein paar Cardigans genäht, sodass das Jyoti-Team jetzt länderübergreifend im Partnerlook herumspaziert.
Wir sind sehr gespannt was ihr von unserem neuen Stoff haltet und freuen uns über Feedback, Ideen und wie immer eure Gedanken.
Eure Jyotis.