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Vagan oder nicht vegan, das ist hier die Frage. Thema: Friendensseide

Bisher haben wir ausschließlich mit veganen Materialien gearbeitet, um genauer zu sein, mit Stoffen aus 100% Baumwolle.
Das ist jetzt nicht mehr so. Diesen Herbst verwenden wir zum ersten Mal Stoffe, die ihren Ursprung in von Tieren produzierten Fasern haben – ins unserem Fall sind das Schafswolle und Seide.
Warum das so ist, welche Gedanken wir uns dazu gemacht haben und was uns überzeugt hat diesen Schritt zu wagen, möchten wir euch hier erklären.
Am besten schauen wir uns zunächst noch einmal die genaue Definition des Terms Vegan an. Schlägt man im Duden nach, so steht dort: der vollständige Verzicht auf tierische Produkte

Dem Vegetarier-Bund reicht das noch nicht ganz und er ergänzt:
Vegan sind Produkte, die keine Erzeugnisse tierischen Ursprungs sind und bei denen auf allen Produktions- und Verarbeitungsstufen keine
– Zutaten (einschließlich Zusatzstoffe, Trägerstoffe, Aromen und Enzyme) oder
– Verarbeitungshilfsstoffe oder
– Nicht-Lebensmittelzusatzstoffe, die auf dieselbe Weise und zu demselben Zweck wie Verarbeitungshilfsstoffe verwendet werden, die tierischen Ursprungs sind, in verarbeiteter oder unverarbeiteter Form zugesetzt oder verwendet worden sind.

Spricht man mit Menschen, die Wert auf vegane Ernährung oder sogar einen gänzlich veganen Lebensstyl legen, so erklären diese ihre Entscheidung meist mit dem Leid der Tiere, hervorgerufen durch die Grausamkeiten der Massentierhaltung und deren verehrenden Auswirkungen auf unsere Umwelt.
Diese Begründung können wir Jyotis absolut unterschreiben und es ist eben diese, die uns in der Vergangenheit dazu bewogen hat einen weiten Bogen um tierische Materialien zu machen…bis wir Ritu kennengelernt haben.

Ritu, der eigentlich in Assam lebt (sicherlich habt ihr von diesem wunderschönen Bundesstaat im Nordosten Indiens schon einmal im Zusammenhang mit seinem köstlichen Tee gehört) ist unserer Gründerin Jeanine vor gut einem Jahr quasi in die Arme gelaufen. Begeistert von dem Handwerk der Seidenweber in seiner Heimat und für seinen Arbeitgeber dienstlich in Deutschland unterwegs, sprach er Jeanine aus heiterem Himmel in einem Laden für Öko- Soziale Mode an (dem großartigen Supermarché – ohne hier zu viel Werbung machen zu wollen 😉 und fragte, ob sie wohl eine Idee habe, wer in Deutschland sich für die Seide aus seinem Dorf interessieren könnte.
Sofort neugierig geworden, lud Jeanine ihn in unser kleines Büro in Berlin ein und schwuppdiwupp machte unsere Stoffexpertin Caro sich schon wenige Monate später auf den Weg nach Assam. Sie war sofort begeistert. Nicht nur von den wunderschönen Seidenstoffen, welche allesamt handgewebt und mit Naturfarben gefärbt werden, sondern besonders auch von der gewaltfreien Technik ihrer Gewinnung.

Im Gegensatz zur herkömmlichen Seidenproduktion, bei der die verpuppten Larven mit ihrem Kokon in kochendes Wasser geworfen und getötet werden, verlassen die Tiere als Falter ihren Kokon auf natürliche Weise, bevor dieser zu Seide weiterverarbeitet wird. In den Dörfern um Guwahati hat die gewaltfreie Seidenproduktion eine lange Tradition, viele der Menschen die dort leben betreiben die die Seidenstoffproduktion ganz nebenbei und in kleinen Mengen für ihren eigenen Bedarf. Die verlassenen Kokons werden dort in natürlicher Lauge aus dem Holz des Bananenbaums vom Gummi befreit und anschließend per Hand zu einem Seidenfaden gesponnen. Das fertige Garn wird mit natürlichen Materialien, beispielsweise mit Blättern des Mehndi Busches, Granatapfel oder Kurkuma, gefärbt und danach am Handwebstuhl, wie ihn fast jeder im Dorf zuhause stehen hat, zu meterlangen Stoffbahnen gewebt. Der ausschließlich aus Handarbeit bestehende Prozess, sowie die spezielle Seidenart „Eri“ und die Tatsache, dass der Falter sich aus seinem Kokon sozusagen herausbeißt und diesen somit nach konventionellem Verständnis „zerstört“, sind verantwortlich für die einzigartige, untypische Struktur der Stoffe.

Dieser Ansatz hat uns überzeugt auch wenn es bedeutet, dass unsere Stoffe nun nicht mehr ausschließlich vegan sind. Denn wir finden, dass eine Technik, welche die Herstellung wunderschöner Seidenstoffe ermöglicht und dabei keinem Tier schadet, unsere Unterstützung verdient. Vielleicht kommen ja so auch irgendwann die konventionell arbeitenden Seidenproduzenten auf den Trichter einmal den gewaltfreien Ansatz zu probieren.
Wir freuen uns riesig euch unsere ersten Stücke aus dieser wundervollen Seide nun präsentieren zu können und sind sehr gespannt wie ihr über dieses Thema denkt.
Ah und bevor wir es vergessen – mehr über unsere Entscheidung nun auch mit Schafswolle zu arbeiten und vor allem über deren Herkunft erfahrt ihr in unserem nächsten Blogbeitrag.
Eure Jyotis.

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